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Wenn wir nach Nähe suchen – und uns dabei selbst verlieren

  • Autorenbild: Sandra Konjer
    Sandra Konjer
  • 15. Juli
  • 2 Min. Lesezeit

Vielleicht kennst du das auch: Diese tiefe Sehnsucht nach Verbindung. Danach, nicht allein zu sein. Jemandem nahe zu sein, sich gehalten zu fühlen. Dieses Bedürfnis ist ganz natürlich – wir alle tragen es in uns. Besonders, wenn wir als Kinder nicht immer die emotionale Wärme oder Sicherheit bekommen haben, die wir gebraucht hätten, kann sich diese Sehnsucht im Erwachsenenleben besonders stark zeigen.


Und dann passiert etwas ganz Menschliches: Wir bemühen uns sehr um Nähe. Wir geben viel – manchmal zu viel. Wir versuchen, alles richtig zu machen, wollen niemanden enttäuschen, passen uns an. Oft merken wir gar nicht, dass wir dabei beginnen, uns selbst ein Stück weit zu verlassen.



Wenn Nähe wichtiger wird als die eigene Stimme


In der Tiefe steckt oft die Angst, nicht mehr geliebt zu werden, wenn wir zu sehr wir selbst sind. Vielleicht haben wir gelernt, dass wir Anerkennung bekommen, wenn wir „lieb“ sind, uns anpassen, ruhig bleiben, für andere da sind. Und so entsteht ein Muster: Wir schauen mehr auf den anderen als auf uns selbst. Wir fragen: Geht es dir gut? – aber kaum: Wie geht es eigentlich mir gerade?


Das Tragische ist: Je mehr wir uns bemühen, Beziehung zu halten, desto mehr verlieren wir manchmal die Verbindung zu unserer eigenen Mitte. Es kann sich dann so anfühlen, als wären wir leer, fremd in uns selbst, irgendwie abgeschnitten. Außen funktioniert alles – aber innen fehlt etwas.



Vielleicht fühlst du dich oft unsicher oder entscheidungsschwach. Vielleicht fällt es dir schwer, zu sagen, was du wirklich willst – oder du fühlst dich schuldig, wenn du einmal „Nein“ sagst. Oder du spürst: Ich bin ständig für andere da, aber für mich selbst irgendwie nicht.


Diese Gefühle sind kein Zeichen von Schwäche – sie zeigen, dass in dir etwas gehört werden möchte. Vielleicht ein Teil, der lange still war.



Der Weg zurück zu dir


Was helfen kann, ist Schritt für Schritt wieder in Kontakt mit dir selbst zu kommen. Dich zu fragen:

Was brauche ich gerade?

Was fühle ich wirklich – jenseits davon, was ich glaube, fühlen zu müssen?

Was tut mir gut – auch wenn es anderen vielleicht nicht passt?


Es geht nicht darum, egoistisch zu sein. Es geht darum, die Balance wiederzufinden. Nähe zu anderen ist wertvoll – aber sie darf nicht auf Kosten deiner Selbstnähe gehen.


Vielleicht magst du Folgendes ausprobieren:


  • Öfter mal innehalten und nach innen lauschen. Nicht sofort reagieren, sondern erst dich selbst fragen: Wie ist das für mich?

  • Grenzen setzen – freundlich, aber klar. Das ist kein Trennen, sondern ein liebevolles „Ich bin auch da“.

  • Dir selbst Zeit schenken. Ganz bewusst. Nicht, um etwas zu leisten, sondern einfach, um dich selbst wieder zu spüren.

  • Dem inneren Kind in dir zuhören. Vielleicht möchte es endlich einmal wissen: Bin ich auch dann liebenswert, wenn ich nicht funktioniere?



Und: Du musst diesen Weg nicht allein gehen. Manchmal tut es gut, mit jemandem gemeinsam zu schauen, wo du dich verloren hast – und wie du dich wiederfinden kannst. In einer sicheren therapeutischen Beziehung darf genau das geschehen: Du darfst mit allem da sein, ohne dich verstellen zu müssen.



Die schönste Nähe entsteht dort, wo wir ganz wir selbst sein dürfen – ohne Angst, ohne Rolle. Und je mehr du dich dir selbst zuwendest, desto tiefer, echter und freier können auch deine Beziehungen im Außen werden.

 
 
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