Reaktionen auf Belastungen
– wenn die Seele überfordert ist

Akute Belastungsreaktion
Eine akute Belastungsreaktion ist eine natürliche, aber heftige psychische und körperliche Reaktion auf ein plötzliches, belastendes Ereignis. Sie tritt meist unmittelbar oder kurz danach auf und hält nur wenige Stunden bis Tage an.
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Wie zeigt sich eine akute Belastungsreaktion?
Nach einem Schockerlebnis können Sie sich zunächst wie „neben sich stehend“ fühlen. Typische Symptome sind:
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Emotionale Taubheit – Sie spüren kaum Gefühle oder wirken wie abwesend.
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Körperliche Stressreaktionen – Herzrasen, Zittern, Schwitzen, Übelkeit.
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Verwirrung oder Erinnerungslücken – Sie können das Erlebte nicht richtig einordnen.
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Wechselnde Gefühle – von Panik über Wut bis hin zu völliger Erschöpfung.
Ein Beispiel, das viele kennen:
Stellen Sie sich vor, Sie sind Zeuge eines schweren Autounfalls. In dem Moment sind Sie wie erstarrt, atmen schnell, Ihre Hände zittern. Sie können nicht klar denken und fühlen sich „wie in Watte gepackt“. Vielleicht erinnern Sie sich später nur noch bruchstückhaft daran. Diese Reaktion ist normal – Ihr Körper versucht, mit der extremen Belastung umzugehen.
Wann wird es problematisch?
Meist klingen die Symptome von selbst ab. Wenn sie länger als 48 Stunden anhalten oder Sie sich wochenlang belastet fühlen, könnte eine Belastungsstörung vorliegen.
Wichtig: Eine akute Belastungsreaktionist keine Schwäche, sondern eine normale Schutzreaktion der Psyche. Geben Sie sich Zeit zur Verarbeitung. Ich begleite Sie dabei, die Erinnerungen einzuordnen und Belastungsreaktionen zu reduzieren.
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Anpassungsstörung
​Eine Anpassungsstörung ist eine psychische Reaktion auf ein belastendes Lebensereignis oder eine große Veränderung, mit der eine Person Schwierigkeiten hat, umzugehen, wie zum Beispiel eine Trennung, den Verlust des Arbeitsplatzes, einen Umzug oder eine schwere Krankheit. Typisch ist, dass die Betroffenen sich emotional stark belastet fühlen und es ihnen schwerfällt, ihren Alltag wie gewohnt zu bewältigen. Die Symptome treten meist innerhalb eines Monats nach dem Ereignis auf und können zum Beispiel Traurigkeit, Ängste, Sorgen, Schlafprobleme, Konzentrationsstörungen oder Rückzug aus dem sozialen Umfeld umfassen. Die Anpassungsstörung hält in der Regel nicht länger als sechs Monate an, es sei denn, die belastende Situation besteht weiter.
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Beispiel Arbeitsplatzverlust:
Stellen Sie sich vor, jemand verliert unerwartet seinen Arbeitsplatz. In den Wochen danach fühlt sich die Person niedergeschlagen, hat Angst vor der Zukunft, schläft schlecht und zieht sich von Freunden und Familie zurück. Sie kann sich kaum motivieren, Bewerbungen zu schreiben, und hat das Gefühl, den Alltag nicht mehr zu schaffen. Diese Reaktion ist stärker und anhaltender als eine normale Traurigkeit oder Sorge nach einem Jobverlust, reichen aber nicht aus, um z.B. eine Depression zu diagnostizieren.
Wenn diese Symptome das Leben der Person deutlich beeinträchtigen und länger als ein paar Wochen anhalten, spricht man von einer Anpassungsstörung.
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Wichtige Merkmale:
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Auslöser ist immer ein konkretes belastendes Ereignis (z. B. Arbeitsplatzverlust)
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Symptome beginnen meist innerhalb eines Monats nach dem Ereignis
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Typische Symptome: Traurigkeit, Angst, Sorgen, Rückzug, Leistungsabfall, Schlafprobleme
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Die Störung ist vorübergehend und klingt meist innerhalb von sechs Monaten ab, wenn die Belastung nicht weiter besteht.
Eine Anpassungsstörung ist also eine normale, aber übermäßig starke Reaktion auf eine schwierige Lebenssituation, die das Leben der Betroffenen deutlich beeinträchtigt.
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