Gefühle. Die Wut.
- Sandra Konjer
- 7. Feb.
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Juni
WUT – DIE KRAFT DER VERÄNDERUNG IN BEZIEHUNGEN
Manchmal kommen Menschen in die Therapie mit dem Gefühl: Ich bin nicht mehr wirklich da.
Nicht, weil sie sich selbst nicht kennen. Sondern weil sie sich in einer Beziehung verloren haben, in der sie funktionieren – aber nicht mehr wirklich in Kontakt sind.
Mit sich selbst. Und mit dem anderen.
Oft sind es genau die Beziehungen, in denen vieles eigentlich „in Ordnung“ scheint.
Es gibt Verlässlichkeit, gemeinsame Routinen, ein Alltag, der läuft. Und doch ist da dieses leise Gefühl von Einsamkeit mitten in der Nähe.
In der therapeutischen Begleitung zeigen sich dann oft alte Muster.
Ein vorsichtiges Sich-Zurücknehmen, das schon früh entstanden ist.
Ein feines Gespür dafür, was andere brauchen – aber kaum noch ein Gefühl dafür, was man selbst möchte.
Ein stilles Vermeiden von Konflikten, aus Angst, zu viel zu sein… oder nicht genug.
Und manchmal zeigt sich auch eine Wut.
Eine Wut, die nicht zerstört, sondern schützt.
Eine Wut, die sagt: „Ich bin auch noch da.“
Die Wut ist oft lange unterdrückt worden – aus Angst, verletzt oder abgelehnt zu werden.
Aber sie ist wichtig. Weil sie ein Ausdruck von Lebendigkeit ist. Von Grenze. Von Selbstachtung.
In der Therapie darf sie da sein.
Zuerst ganz vorsichtig. Dann klarer.
Und irgendwann auch in der Beziehung selbst – nicht als Vorwurf, sondern als aufrichtige Regung.
Ein Nein, das früher verschluckt wurde.
Ein So nicht, das Raum schafft für etwas Neues.
Es braucht Mut, sich mit all dem zu zeigen.
Mit Enttäuschung, Sehnsucht, Wut – und dem Wunsch, wieder spürbar zu sein.
Aber genau das verändert etwas.
Nicht immer sofort. Nicht immer ohne Reibung.
Aber echt.
Wenn die eigenen Gefühle nicht länger versteckt werden müssen, wenn es möglich wird, sich zu zeigen – auch ungeschützt, auch unvollkommen – dann entsteht oft zum ersten Mal wieder echte Nähe.
Nicht durch Harmonie. Sondern durch Ehrlichkeit.
Und manchmal beginnt genau da etwas Neues.
Nicht die perfekte Beziehung.
Aber eine aufrichtige.
In der beide da sein dürfen – mit ihren Bedürfnissen, ihren Grenzen, ihrer Lebendigkeit.
