top of page

Anpassungsverhalten in der Kindheit: Ein Überlebensmechanismus und eine Schutzstrategie

  • Autorenbild: Sandra Konjer
    Sandra Konjer
  • 4. Feb.
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 14. Juni


Unplash Janko Ferlic
Unplash Janko Ferlic


Manche Kinder lernen sehr früh, dass sie sich anpassen müssen.

Nicht, weil sie das wollen. Sondern weil es sonst zu laut, zu kalt, zu ungewiss wird in ihrer Welt.


Ich denke an die Kinder, die innerlich spüren: „So wie ich bin, ist es zu viel… oder zu wenig.“

Die anfangen, brav zu sein. Freundlich. Unauffällig.

Die lernen, das Richtige zu sagen. Oder lieber gar nichts.

Die irgendwann kaum noch merken, was sie eigentlich selbst fühlen oder wollen.


Vielleicht kennst du dieses Gefühl auch:

Dass du dich so sehr bemühst, zu genügen.

Dass du immer spürst, was die anderen brauchen – aber dich selbst dabei gar nicht mehr richtig fühlst.


Diese Anpassung… sie ist kein Versagen. Sie ist eine Überlebensstrategie.

Ein stiller Schutz. Wie ein unsichtbarer Mantel, den du dir umgelegt hast, weil er dich warm gehalten hat in einer Welt, die dir oft zu viel war.

Und dieser Mantel – so eng er manchmal auch geworden ist – war einmal überlebenswichtig.


Viele Kinder lernen früh, dass sie zurückstecken müssen, um geliebt zu werden.

Dass es besser ist, stark zu wirken. Funktionierend.

Und so setzen sie ein Lächeln auf, während in ihnen ein kleiner Sturm tobt.

Sie werden zu Chamäleons.

Passen sich an. Werden, was gebraucht wird.


Aber irgendwann, später, spüren sie:

Etwas fehlt.

Etwas in ihnen ist leise geworden.

Und manchmal, wenn sie ganz still sind, hören sie diese Frage in sich:

Wo bin ich eigentlich geblieben?


Vielleicht kommt dann auch ein Gefühl von Einsamkeit.

Denn wer sich dauerhaft anpasst, verliert nicht nur sich selbst – sondern oft auch die echte Verbindung zu anderen.

Und manchmal zeigt sich diese Einsamkeit später als Traurigkeit. Oder als Erschöpfung. Oder als dieses diffuse Gefühl, dass etwas nicht stimmt… obwohl nach außen alles „gut“ aussieht.


Wenn wir dann gemeinsam hinschauen, in der Therapie, dann kommen oft sehr zarte Bilder hoch.

Von einem Kind, das nicht laut sein durfte.

Von einer jungen Seele, die sich zurückgenommen hat, um geliebt zu werden.

Von jemandem, der sich nicht zeigen durfte – aus Angst, es könnte nicht reichen.


Das nennt man manchmal „Bindungstrauma“. Aber hinter dem Begriff steckt so viel mehr:

Ein Mensch, der geliebt werden wollte. Und sich dafür irgendwann selbst verlassen hat.


Doch weißt du, was ich so tröstlich finde?

Dass es möglich ist, diesen Weg zurück zu sich selbst zu gehen.

Langsam. In kleinen Schritten.

Und dabei zu spüren: Ich darf sein. Auch mit meinen Ecken. Mit meiner Wut. Mit meiner Sehnsucht.

Ich darf meine Stimme wiederfinden.

Ich muss nicht mehr gefallen, um geliebt zu werden.


Ich weiß, dass dieser Weg nicht immer leicht ist.

Er ist manchmal schmerzhaft. Manchmal verwirrend.

Aber er ist echt. Und er führt zu dir.


Und irgendwann kommt der Moment, in dem du beginnst, dich wieder zu spüren.

Vielleicht ganz leise zuerst.

Ein Wunsch. Ein Nein. Ein Lachen, das aus dir selbst kommt.

Und du merkst: Du bist nicht mehr das Chamäleon.

Du bist du.


Diese alten Muster haben dich einmal geschützt. Aber du brauchst sie heute nicht mehr in der gleichen Weise.

Du darfst sie würdigen – und trotzdem etwas Neues wählen.

Etwas, das sich nach dir anfühlt.


Denn du bist nicht falsch.

Du bist gewachsen.

Und du darfst deinen eigenen Platz im Leben einnehmen – Schritt für Schritt. So, wie es dir entspricht.



Umarmung,

deine Sandra

 
 
bottom of page